Selbst die wohlhabendsten Länder kämpfen mit der Bekämpfung von Epidemien, von denen die Armen oft überproportional betroffen sind. Die häufigsten Krankheiten in Deutschland, wo die Armut trotz wachsender Wirtschaft zunimmt, sind Herz- und Lungenkrankheiten.
Obwohl die Prävalenz der ischämischen Herzkrankheit von 2005-2015 um 8,2 Prozent zurückgegangen ist, bleibt sie die häufigste Todesursache in Deutschland, dicht gefolgt von Lungenkrebs, der in dem gleichen Zeitraum um 3,6 Prozent gestiegen ist.
Studien des German Health Update (GEDA) belegen einen Zusammenhang zwischen Armut und Krankheit, insbesondere bei Herz- und Lungenerkrankungen. Frauen, die von Armut bedroht sind, haben statistisch gesehen mehr Bronchialasthma und hohe Blutfettwerte, die zu Herzerkrankungen führen können, als ihre einkommensstarken Kolleginnen. Ebenso erwiesen sich einkommensschwache Männer unter anderem als anfälliger für Herzprobleme als einkommensstarke Männer derselben Altersgruppe.
Die offensichtliche Frage ist, warum? Deutsche mit niedrigem Einkommen verhalten sich gesundheitsgefährdender als die Oberschicht. Die GEDA stellt fest, dass Männer und Frauen, die armutsgefährdet sind, 1,3-mal häufiger rauchen als Männer mit hohem Einkommen. Aufgrund von Bewegungsmangel und einem höheren Konsum von einfacher Nahrung wie Kartoffeln, Weißbrot und Würstchen liegt das Verhältnis von Übergewicht bei einkommensschwachen zu einkommensstarken Frauen bei 3,3 zu 1 und bei Männern bei 1,6 zu 1.
Aber lässt sich dieses gesundheitliche Gefälle wirklich auf die gewohnten Unterschiede zwischen Reichen und Armen in Deutschland reduzieren? Die GEDA-Studie führt auch eine erhöhte Krankheitshäufigkeit bei den Armen auf psychosozialen Stress zurück. Ausgrenzungserfahrungen, soziale Vergleiche und Zukunftsängste, die den Verarmten häufiger begegnen, führen zu gesundheitsschädlichem Stress, der nicht selten in Alkoholmissbrauch mündet.
Aufgrund der engen Verflechtung von Einkommen und Gesundheit sollte die Armutsbekämpfung die Ursachen für die Krankheitsvorbeugung fördern. Angesichts der höchsten Armut in Deutschland seit der Wiedervereinigung sind politische Anstrengungen zum Schutz der Gesundheit der Bürger von entscheidender Bedeutung.
Unter anderem koordiniert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Gesundheitsförderung für das Netzwerk Soziale Benachteiligte. Das Amt beobachtet und veröffentlicht kontinuierlich Daten über den Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheit, um die Öffentlichkeit aufzuklären und politische Veränderungen anzustoßen.